Wer aufmerksam durch Friedberg geht, findet sie an allen städtischen Bäumen: große rote Zahlen. Diese mit einem Industriemarker angebrachten Zahlen sind Baumnummern. Sie werden von Mitarbeitern des Sachverständigenbüros Zorn aus Usingen angebracht. Denn das Büro Zorn führt seit Jahrzehnten die Baumkontrollen an allen städtischen Bäumen durch. Doch warum müssen die städtischen Bäume regelmäßig kontrolliert werden? Und wie erfolgt diese Kontrolle? Das war Thema des Friedberger Stadtgespräches, zu dem der CDU-Vorsitzender Bernd Wagner zahlreiche Besucher im ‚Hüttchen‘ begrüßen konnte. Doch bevor Dipl.-Ing. Matthias Zorn als Referent auf diese Fragen einging, lag ihm ein anderes Thema am Herzen. „Unsere Städte werden immer mehr verdichtet und versiegelt. In der Folge heizt sich der innerstädtische Bereich durch die Bebauung und Versieglung auf. Werden Bäume richtig platziert, können sie das Stadtklima wesentlich verbessern“, so Matthias Zorn. Doch bei der Neupflanzung von Bäumen werden oft schon die späteren Schäden an den Bäumen vorprogrammiert. Unabhängig von der Baumsorte gelten angemessene Wuchsbedingungen als Grundvoraussetzung für die Vitalität und damit für die Anpassungsfähigkeit eines Stadtbaumes gegenüber Trockenheit, Sturmereignissen, Krankheiten und Schädlingen. Als Mindeststandard ist daher eine ausreichend große Pflanzgrube sowie ein entsprechender Wurzelraum von etwa 1,50 m Tiefe und 12 Kubikmeter Volumen vorgesehen, ferner eine ausreichend große Baumscheibe von mindestens 6 Quadratmetern. Bei der Gestaltung von Pflanzgruben gilt die Faustregel, dass der Wurzelraum etwa so groß sein sollte wie die Krone des ausgewachsenen Baumes. Notwendig ist weiterhin eine aktive Baumscheibengestaltung, die den Baum vor einer anderen Benutzung im engen Straßenraum schützt, z.B. vor dem Abstellen von Mülltonnen oder Fahrrädern und damit zu einer verbesserten Infiltration von Niederschlagswasser beitragen kann. Sodann ging Matthias Zorn auf die eigentliche Baumkontrolle ein. Baumkontrollen zur Verkehrssicherung erfolgen einmal im Jahr als Sichtkontrollen vom Boden aus nach der VTA-Methode (Visual Tree Assessment). Die VTA-Methode ist eine weltweit anerkannte Methode zur Kontrolle von Bäumen auf Schäden und Defekte. Wenn bei der Sichtkontrolle auf Grund von Fäulnisstellen oder Höhlen im Baumbereich oder an sichtbaren Hauptfruchtkörpern holzzerstörende Pilze Anlass zur Sorge besteht, erfolgt die Beurteilung der Stand- und Bruchsicherheit im Rahmen einer eingehenden Untersuchung. Dabei kommt zum Beispiel der Resistograph zum Einsatz. Er misst zunächst den Bohrwiderstand (=Holzdichte) der Eindringtiefe einer Bohrnadel. Aus den Messkurven können dann Aussagen über den inneren Zustand des Holzes getroffen werden. Die als Restwandstärke bezeichnete Stärke des Holzkörpers gibt also den entscheidenden Hinweis, wie viel tragfähiges Holz noch für den statischen Halt des Baumes vorhanden ist. Danach erfolgt die Festlegung von Maßnahmenhinweisen mit anschließender Katalogisierung mit Dringlichkeitsstufen für die Stadt. Durch all diese Maßnahmen kommt die Stadt Friedberg den Anforderungen als Baumbesitzer nach, den dauerhaften Erhalt der Verkehrssicherheit ihres Baumbestandes zu gewährleisten. Im Anschluss an den Vortrag kam es zu einer lebhaften Debatte über den Umgang mit verschiedenen Prüfmethoden, dem Erkennen verschiedener Baumkrankheiten oder den Umgang mit Totholz unter dem Gesichtspunkt des Artenschutzes.

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